BOBCATSSS 2009 – Nachlese

Zurück zu BOBCATSSS… nachdem ich mich zwischen Opening und Closing Ceremony nicht weiter gemeldet habe, will ich im Folgenden mal einen kleinen Rundumschlag wagen und ein bisschen was über die Sessions und Veranstaltungen erzählen, die ich im Laufe der drei Tage besucht habe.

Day 1

Auf die Eröffnung und die Keynotes folgte am ersten Tag noch nicht allzu viel Programm. Nach dem Lunch ging es mit Session 1 “Physical, personal, digital”, dem EUCLID-Council, Teil I der Poster Session und einigen Firmenpräsentationen in die erste Runde. Ich entschied mich für die Poster Introduction, weil ich sehen wollte, was uns mit unserem Poster am dritten Tag erwarten würde. In einer solchen Introduction bekommen alle Teilnehmer der anschließenden Poster Session die Gelegenheit, vor Publikum ein paar Sätze zu ihrem Poster zu sagen. Ansich eine sehr gute Sache, weil man als Konferenzteilnehmer einen schnellen Überblick über die vorgestellten Projekte bekommt und sich schon einmal eigene Favouriten je nach persönlichen Interessen herauspicken kann.

Poster Introduction I

Poster Introduction I

Allerdings waren die Rahmenbedingungen (keine Projektion der Poster auf die Leinwand, fehlendes Mikro) leider eher schlecht, sodass der gewünschte Effekt nicht so zur Geltung kam. Man verstand von den Kurzpräsentatinen nur die Hälfte und hatte ohne Poster keinen optischen Anhaltspunkt für die Ausstellung danach. Trotzdem ging die Introduction ohne Probleme in die eigentliche Poster Session draußen auf dem Flur über. Dort blieb ich aber nur kurz und kehrte wieder in den Raum zurück, in dem jetzt die ersten Firmenpräsentationen anliefen. Wie schon bei uns in Kroatien war es auch in diesem Jahr sichtlich schwer, den Saal mit Publikum voll zu bekommen. Bei Firmenpräsentationen schwingt generell schnell ein Gefühl von Werbeveranstaltung mit, was viele Konferenzteilnehmer davon abhält, sich ins Publikum zu setzen. Das mag zum einen bei manchen Vorträgen dieser Art berechtigt sein, auf der anderen Seite verbergen sich hinter einigen company presentations echt inhaltsreiche und interessante Fachvorträge. In den nächsten Jahren muss da bei BOBCATSSS wohl noch an einer zufriedenstellenden Lösung für alle Seiten gebastelt werden, zum Beispiel durch (teilweise) Einbindung der Firmenvorträge in die regulären Sessions. Jedenfalls hörte ich mir mit zehn anderen Leuten einen Vortrag über Datinfor (ExLibris) an, welcher sich aber ohne Mikro kaum verfolgen ließ. Immerhin hatten wir die Folien vor Augen. Die zweite Präsentation musste leider entfallen: Ich war neben ein paar Organizern der einzige Verbliebene im Zuschauerraum… 😉

“Abhaken und weiterschauen” lautete also die etwas verhaltene Devise, als ich mich am Abend des Tages mit den anderen zur Welcome Party aufmachte (wahrscheinlich wäre Session I ergiebiger gewesen… aber egal…). Und es wurde ein angenehmer, lockerer Abend – als Empfang mit vielen Häppchen, Portwein und rustikalem, leckerem Essen, bei dem man gut mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch oder, von traditionell portugiesischer Fado-Musik begleitet, auch einfach mit seinen eigenen Leuten vom Tag runterkommen konnte.

Day 2

Hatten wir uns gestern noch an der “Faculdade de Engenharia” der Universität von Porto aufgehalten, fand das heutige Programm in der “Faculdade de Letras” statt (beide Locations auf der BOBCATSSS-Seite sehr gut einsehbar). Das Gebäude machte nicht nur von Außen einen schicken Eindruck…

Faculdade de Letras

Faculdade de Letras

…sondern wartete auch, was die Konferenzräume angeht, mit mehr Komfort auf (zum Beispiel Mikros für alle 😉 ). Der Tag startete für Jessica und mich mit der Session 3 “Multiculturality”, in der wir unseren Vortrag über Diversity Management und multikulturelle Bibilbiotheksarbeit hielten. Hier sind die Folien zu unserer Präsentation (slideshare war an drei Stellen ein bisschen bockig und hat die schönen blauen Wolken nicht übernommen^^):

Ausgehend vom Buchprojekt “Brücken für Babylon” und multikultureller Bibliotheksarbeit gaben wir eine kurze Einführung in den Bereich Diversity Management und zeigten anhand einiger Beispiele, wie die Bibliothek und ihr Personal in der praktischen Arbeit von diesem eigentlich aus der Privatwirtschaft stammenden Managementansatz profitieren können. Die Session verlief insgesamt sehr locker, es kamen noch zwei Fragen aus dem Publikum zu unserem Vortrag und in der anschließenden Kaffeepause ergab sich sogar noch das ein oder andere Gespräch. Kleine Anekdote: Unsere Vorrednerin Synnøve Ulvik (Norwegen, Oslo University College) hatte in ihrem Vortrag Why does the library collect immigrants’ memories? ein Projekt der Oslo Public Library beschrieben, das die Bibliothek auf lokaler Ebene als sozialen Ort und Treffpunkt für Einwanderer etablieren soll. Nach der Session stellte sich heraus, dass sie schon einmal für längere Zeit als Bibliothekarin in München gearbeitet hatte, was sie mir in nahezu einwandfreiem Deutsch mit starkem  bayerischem Akzent berichtete. 😉

Mensa

Mensa

Dass Essengehen in der Uni nicht langweilig sein muss, sondern in ansprechender Atmosphäre stattfinden kann, zeigte uns die schicke Mensa vor Ort (jetzt bitte keine Rückschlüsse auf meine eigene Uni…^^). In Gedanken noch bei der Vormittagssession und glücklich, den eigenen Vortrag hinter uns gebracht zu haben, kamen wir erst zur zweiten von drei Präsentationen der Session 6 “Diversity of Information Work“. Laurits Rasmussen, ein altbekanntes BOBCATSSS-Gesicht, war gerade dabei, in seinem Vortrag The Librarian 2.0 and the Visual Information Professional den Bibliothekar und die Rolle der Profession in den drei Bereichen “physische, digitale und virtuelle Bibliothek” zu verorten. Vielleicht lag es an fehlender Tagesform, jedenfalls war der Vortrag leider relativ zäh. Zwar endete die Präsentation mit einem originellen Schlenker, als Laurits über die Einführung von Gebärdensprache bei Bibliothekaren nachdachte, aber insgesamt blieb bestimmt nicht nur ich danach mit einem Gefühl leichter Verwirrung in meinem Stuhl sitzen.

Session 6 "Diversity of information work"

Session 6 "Diversity of Information Work"

Gespannt war ich schon auf den nächsten Vortrag, denn mit Ed Cortez, einem der beiden Speaker, hatte ich mich nach unserem gestrigen Vortrag etwas länger und sehr nett in der Kaffeepause unterhalten. Ed, Direktor der School of Information Science der University of Tennessee, und Monica Colon-Aguirre, eine der dortigen Studentinnen, erläuterten in What Libraries and Information Professionals can Learn from Project and Knowledge Management anschaulich, wie Information Professionals in Zeiten rapiden Wandels der Informationstechnologie von Project/Knowledge Management Skills profitieren können. Während Ed eine theoretische Einführung in die Materie gab, erzählte Monica aus ihrer praktischen Erfahrung als Bibliothekarin und lockerte den Vortrag mit vielen Anekdoten auf.

Die Get Together Party am Abend stieg im Real Feitorya in der Innenstadt Portos. Da der Club eher klein war (schicke Location) und mit zunehmender Dauer eine Affenhitze herrschte, besetzten Teile der Bobcats zu späterer Stunde auch noch das Irish Pub in direkter Nachbarschaft… und so ließen auch wir es uns dann noch bis tief in die Nacht mit Guinness und irischem Folk gut gehen… 😉

Guiness und Irish Folk

Guinness & Irish Folk

Day 3

Zur Morning Session des letzten Tages eines typischen BOBCATSSS-Symposiums dünnt das Teilnehmerfeld traditionellerweise stark aus (zu den Gründen… siehe letzter Absatz 😉 ). Schade natürlich für die armen Speaker, die ausgerechnet diesen Termin für ihre Präsentationen erwischt haben. Aber so ist das nunmal… Auch wir gaben dem allgemeinen Trend nach und verlegten den Beginn des Tages auf die erste Kaffeepause (zu denen übrigens durchweg sehr leckerer Süßkram und andere Snacks angeboten wurden). Kurz darauf waren wir wieder als aktive Konferenzteilnehmer gefragt, denn es hieß nun unser Poster “Connecting young Information Professionals” bei Teil III der Poster Session zu präsentieren. Dem voraus ging wie schon an beiden vorherigen Tagen die Kurzvorstellung der Projekte im Rahmen der Poster Introduction. Wieder hatten wir mit technischen Widrigkeiten auszukommen, denn es war auch heute kein Mikro im Raum vorhanden. Dafür sprang Dierk spontan mit einer kleinen Ausgabe unseres Posters Sabine zur Seite, die den Anwesenden in kurzen Worten das Konzept der LIS-Corner näherbrachte. Dabei handelt es sich um einen Gemeinschaftsstand deutschsprachiger LIS-Studierender, den wir (also HU und FHP) im Oktober 2008 zum ersten Mal und gemeinsam mit Studierenden drei anderer Hochschulen auf der Frankfurter Buchmesse initiiert haben.

LIS-Corner@BOBCATSSS

LIS-Corner@BOBCATSSS

Die Poster Session selbst war leider nur sehr spärlich besucht. Wie praktisch daher, dass vor jedem Poster ein oder mehrere Presenter standen – so nutzen wir die Zeit, um uns einfach gegenseitig unsere Projekte vorzustellen und ins Gespräch zu kommen. Dabei lernte ich nicht nur einige interessante Beispiele für den Einsatz von Wikis abseits von internen Arbeitsstukturen innerhalb einer Bibliothek kennen, sondern machte u.a. auch Bekanntschaft mit zwei portugiesischen Studierenden, die sich um die Erstellung eines Newsletter of Information Science für ihre Uni und darüber hinaus kümmern (englische Version wird angestrebt). Mir ist in dem Zusammenhang mal wieder klar geworden, was für ein tolles Format Poster Sessions eigentlich sind: Man bekommt in relativ kurzer Zeit ziemlich viel Input und lernt gleichzeitig eine Menge Leute kennen. Auf der Seite der Presenter kann man sich wirklich gut im präzisen Vortrag und gezielten Gespräch mit den Besuchern der Session üben. Das mag für euch nichts Neues sein – ich wollte es nur nochmal herausstreichen. ^^

Lunch

Lunchtime

Anschließend war Lunchtime angesagt. Auch an diesem letzten Tag gab es grundsolides Mensaessen – nichts zum Dahinschmelzen, aber lecker und genug zum Sattwerden. 😉 Inzwischen näherten wir uns mit großen Schritten der Closing Ceremony. Doch noch wartete eine letzte Session auf die Teilnehmer, diesmal sogar mit vier Vorträgen pro Abschnitt. In einer dieser Sessions, “Electronic Future” (Session 12), fand sich Dierk mit seiner Präsentation Challenges for the Implementation of Resource Description and Access (RDA): Case Study Germany wieder. Neben einigen ausgewählten Ergebnissen einer qualitativen Erhebung im deutschsprachigen Raum stellte er dabei auch Grundzüge von RDA und den zugrunde liegenden Modellen FRBR und FRAD vor.  Zum Abschluss der Session hörten wir noch einen sehr lebhaften Vortrag von Bob Glass vom Department of Information & Communications der Manchester Metropolitan University, der in “Online Information Literacy Audits” (Abstract liegt nicht vor) über seine durchaus zwiespältigen Erfahrungen bei der Durchführung von Onlinetests an seinen eigenen Studierenden erzählte.

Challenges for the Implementation of Resource Description and Access (RDA)

Challenges for the Implementation of Resource Description and Access (RDA)

Danach blieb uns gar nicht mehr viel Zeit, um unsere Sachen zusammenzupacken, noch ein letztes Mal durch die Gänge der Uni zu laufen – vorbei am wie immer gut besetzten BOBCATSSS-Information Desk, und uns zusammen mit den anderen Teilnehmern zur Closing Ceremony im Auditorium zu versammeln…

Information Desk

Information Desk

Puh, ist doch ganz schön lang geworden… ich hoffe aber, dass ihr jetzt nen kleinen Eindruck bekommen habt, was ich so bei diesem BOBCATSSS-Symposium erlebt habe. Die kritischen Punkte, die ich genannt habe, sollten zwar zum nächsten Jahr am liebsten nicht mehr auftreten, sie werden aber mehr als wettgemacht durch die sympathischen und hilfsbereiten portugiesischen und finnischen Organisatoren, an die man sich wirklich zu jeder Zeit wenden konnte. So muss das sein! Daneben gab es eine Reihe interessanter Vorträge (ich hätte gerne noch den einen oder anderen Workshop besucht), die Poster Session hat mir viel gebracht und auch unsere eigenen Präsentationen sind gut abgelaufen. Das Symposium hat eine gute Bandbreite an Aspekten zum Hauptthema “Challenges for the New Information Professional” angesprochen. Aber noch viel wichtiger als alles andere: Man hat abseits der Sessions neue Leute kennengelernt, sich gegenseitig ausgetauscht und miteinander einfach eine Menge Spaß während drei Tagen BOBCATSSS gehabt!

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2 thoughts on “BOBCATSSS 2009 – Nachlese

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