Washington-Nachlese: Library of Congress – Der Gebäudekomplex

Die LoC verteilt sich auf drei Gebäude, die allesamt nach ehemaligen Präsidenten aus der Frühzeit der Vereinigten Staaten benannt sind: Thomas Jefferson, James Madison und John Adams.

Lageplan

Die Gebäude sind alle separat betretbar. Richtig interessant wird es aber ab dem ersten Untergeschoss: Denn dort erstreckt sich neben den endlosen Regalkilometern an Magazinen auch ein ausgeklügeltes Tunnelsystem, welches die Bibliotheksgebäude untereinander und die LoC mit allen relevanten Kongressgebäuden verbindet. Das ist auch unbedingt notwendig, wenn man mal an die Unmengen von Büchern und Menschen (Mitarbeiter + Besucher) denkt, die hier täglich zwischen den Gebäuden hin- und herwandern. Für den etwas längeren Weg zum Senat steht sogar eine kleine Bahn zur Verfügung. ^^ Selbst wenn es einen im täglichen Arbeitsablauf nicht direkt tangiert – spätestens zur Mittagszeit muss man sich auf den Weg durch das Labyrinth machen, um zu einer der drei Mensen zu gelangen (die übrigens ausgezeichnet sind – die eine bietet sogar Sushi an!). Besser also, wenn man als neuer Praktikant nicht alleine unterwegs ist… musste ich am dritten Tag einmal machen, hat ein bisschen länger gedauert als geplant… 😉

Tunnelsystem

Tunnelsystem

Im Madison Building sind unter anderem die Musikabteilung und der Congressional Research Service untergebracht, die ich ja schon im letzten Blogeintrag erwähnt hatte. Das Gebäude sieht von Innen eigentlich nicht gerade aufregend aus. Man bewegt sich meistens in relativ kargen, weißgrauen Gängen. Nur die Türen zu den verschiedenen Lesesäalen, den Treppen, Toiletten und Fahrstühlen bringen ein bisschen Farbe ins Spiel: Sie sind mit grün, blau, gelb oder rot in jedem Viertel des Gebäudes anders eingefärbt, was für eine bessere Orientierung sorgen soll.

Madison Building, grüner Trakt, Ausschnitt

Madison Building, grüner Trakt, Ausschnitt

Das Prunkstück unter den LoC-Gebäuden ist ohne Frage das Jefferson Building. Es erfüllt den repräsentativen Part und verweist in mehrerlei Hinsicht auf die Geschichte der Bibliothek. Das fängt schon beim Namen Thomas Jefferson an: 1814 fiel die LoC nur vierzehn Jahre nach ihrer Gründung einem großen Brand im Kapitol zum Opfer. Als Basis für einen Neuanfang diente ein Jahr später die Privatbibliothek von Thomas Jefferson, die aus 6.487 Bänden bestand und aufgrund ihres universalen Anspruchs alle grundlegenden Wissensbereiche abdeckte (die heutige Musikabteilung begann damals zum Beispiel mit den 13 Musikbüchern aus Jeffersons Bibliothek). Man kann sich die komplette Sammlung im Rahmen einer von zur Zeit fünf Ausstellungen im Jefferson Building angucken.

Jefferson Building, Foyer

Jefferson Building, Foyer

Betritt man das Gebäude durch den Haupteingang, gelangt man zunächst in das riesge Foyer. Steintreppen führen auf beiden Seiten in den zweiten Stock, wo man auf dem Rundgang die Deckenmalereien und Verziehrungen noch besser verfolgen kann. Auf dem nächsten Foto seht ihr Teile eines Glasmosaiks im Zentrum der Decke sowie eine der zwei schwarzen, fackeltragenden Skulpturen, die sich an beiden Treppenabsätzen befinden.

Deckenverziehrung und Skulpturen

Deckenverziehrung und Skulpturen

Von dieser Ebene aus nach links und rechts erstrecken sich die schon erwähnten Ausstellungen in den Seitenflügeln. Kehrt man zum Erdgeschoss zurück und geht geradeaus weiter, geht es an zwei Gutenberg-Bibeln vorbei. Diese sind zwar in Glasvitrinen einsehbar, aber aus konservatorischen Gründen nur sehr schwach beleuchtet. Für einen genaueren Einblick geht man dann lieber zu den beiden Touchscreens, an denen man komfortabel durch die Bibeldigitalisate browsen kann…

Biblebrowsing

Biblebrowsing

Ãœber einen kleinen Vorraum gelangt man in das Herzstück des Gebäudes: den Hauptlesesaal. Sofort wandert der Blick an die Decke, eine beeindruckende Kuppelkonstruktion…

Kuppel im Hauplesesaal

die Kuppel - unglaublich beeindruckend

Auf dem Boden gliedert sich alles um das Zentrum des Raumes, in dem sich Auskunft und Buchausgabe befinden. Hinter drei Ringen mit Leseplätzen sind mehrere kleine Freihandbereiche in den Wandnischen untergebracht…

Leseplätze und Nachschlagewerke

Leseplätze und Wandnischen

Die Buchausgabe arbeitet übrigens mit einem Laufband, das die angeforderten Bücher vom Untergeschoss in den Lesesaal transportiert…

Buchausgabe - Laufband

Buchausgabe - Laufband; im Hintergrund eines von mehreren Büchern, die in den Teppich gestickt sind

Auf der unteren Ebene kann man auch einen Blick auf das hauseigene Rohrpostsystem(!) werfen, über das im gesamten Gebäudekomplex Buchbestellungen für die Lesesäale ablaufen. 😉

old school: callslips per Rohrpost

old school: call slips per Rohrpost

Dieser Hauptlesesaal versprüht wirklich eine ganz besondere Aura. Auch viele Details in der Gestaltung des Raumes sollen deutlich machen, dass man sich hier in einem Hort des Wissens befindet: Unterhalb der Kuppel zum Beispiel ist auf mehreren Logen eine ganze Reihe von Statuen berühmter Persönlichkeiten der Weltgeschichte aus den verschiedensten Wissensbereichen aufgestellt. An den Torbögen der Logen finden sich neben weiteren Figuren und Verziehrungen mehrere Zitate über Wissen, Bücher und verwandte Themen.

Torbogen über einer der Logen

Torbogen über einer der Logen - die Fenster erinnern ein bisschen an die Gestaltung, wie man sie manchmal in äteren, großen Bahnhöfen findet

Die Kuppel schließlich kulminiert in einer Malerei, die große Kulturen und Nationen der Menschheit versammelt…

Kuppelspitze

Kuppelspitze

Als Besucher sollte man sich den Hauptlesesaal also auf keinen Fall entgehen lassen. Unten kommen glaube ich nur Bibliotheksnutzer und Mitarbeiter rein. Für Besucher gibt es eine extra Terrasse, von der aus man einen besseren Ãœberblick über den Raum hat. Aber auch als Mitarbeiter sollte man vielleicht ab und zu mal auf ein bisschen Inspiration vorbeischauen, wenn man gerade unmotiviert über seiner Arbeit sitzt – vorausgesetzt natürlich, man findet den Weg durch das Labyrinth… ^^

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